Gesund abnehmen in der Schweiz

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Was kostet eine Ernährungsberatung in der Schweiz – und wer zahlt?

Von Krankenkassen-Beteiligung bis Selbstzahler: So findest du den Durchblick im Schweizer Beratungsdschungel.

Gesund essen, bewusst abnehmen, Beschwerden lindern oder einfach den eigenen Lebensstil verbessern – eine Ernährungsberatung kann dabei eine wertvolle Begleitung sein. Doch so motivierend der Wunsch nach Veränderung ist, stellt sich schnell die Frage: Was kostet mich das Ganze eigentlich? Und noch wichtiger: Zahlt das die Krankenkasse oder bleibe ich auf den Kosten sitzen?

In der Schweiz ist das Gesundheitssystem bekanntlich komplex. Und bei Ernährungsberatungen spielt es eine grosse Rolle, wer berät, warum du dich beraten lässt und welche Versicherung du hast. In diesem Artikel findest du eine ausführliche und praxisnahe Orientierungshilfe rund um die Kostenfrage – inklusive konkreter Beispiele, Tipps für den Alltag und versteckter Sparmöglichkeiten.

Was ist eine Ernährungsberatung eigentlich?

Bevor wir über Preise und Zahlungen sprechen, ein kurzer Blick auf den Begriff selbst: Eine Ernährungsberatung ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Das bedeutet: Jeder darf sich so nennen, unabhängig von Ausbildung oder Erfahrung. Umso wichtiger ist es, bei der Auswahl genau hinzuschauen.

 

Seriöse Ernährungsberater:innen in der Schweiz haben meist einen Abschluss an einer anerkannten Fachhochschule (z. B. BSc in Ernährung und Diätetik), sind vom SVDE (Schweizerischer Verband der Ernährungsberater:innen) anerkannt oder besitzen ein eidgenössisches Diplom. Auch einige medizinische Fachpersonen wie Pflegefachkräfte oder Apotheker:innen bilden sich in Richtung Ernährung weiter.

Diese Qualifikation ist auch entscheidend dafür, ob eine Krankenkasse einen Teil der Kosten übernimmt – und ob du auf fundiertes Wissen und individuelle Beratung zählen kannst.

Wichtig ist auch: Ernährungsberatung kann sehr unterschiedlich aussehen. Einige Berater:innen arbeiten nach festen Plänen, andere setzen auf intuitive Methoden, wieder andere kombinieren Ernährung mit Bewegung oder mentaler Gesundheit. Je nachdem, was du brauchst, solltest du gezielt nach einer Fachperson suchen, die zu dir passt.

Was kostet eine Ernährungsberatung im Durchschnitt?

Die Preise für Ernährungsberatung in der Schweiz variieren stark – und das aus guten Gründen. Unterschiede ergeben sich unter anderem durch:

  • Qualifikation der beratenden Person
  • Region (z. B. Stadt Zürich vs. ländliches Graubünden)
  • Dauer und Umfang der Beratung
  • Einzel- oder Gruppensetting
  • Online oder vor Ort
  • Spezialisierungen (z. B. Sporternährung, Kinderernährung, vegane Beratung)

Typischerweise kannst du mit folgenden Richtwerten rechnen:

  • Erstgespräch (60 Minuten): 120 bis 180 CHF
  • Folgetermin (30–45 Minuten): 80 bis 140 CHF
  • Paketpreise: Viele Berater:innen bieten 3er-, 5er- oder 10er-Pakete mit Rabatt an
  • Gruppenberatungen: etwa 40 bis 70 CHF pro Sitzung (ideal bei gemeinsamen Zielen)

Einige Praxen verlangen zusätzlich Kosten für Auswertungen, schriftliche Pläne oder E-Mail-Support. Andere wiederum bieten diese Leistungen inklusive an. Transparenz ist hier das A und O. Frage am besten beim ersten Kontakt ganz offen nach, welche Leistungen im Preis enthalten sind – und welche nicht.

Auch der Ort spielt eine Rolle: In Zürich oder Genf können Preise höher sein als im Tessin oder in Appenzell. Digitale Angebote sind oft günstiger, dafür fehlt manchmal der persönliche Kontakt.

Wer zahlt was? – Der grosse Überblick

Die zentrale Frage: Übernimmt die Krankenkasse (ganz oder teilweise) die Kosten? Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab.

Grundversicherung (KVG)

Die obligatorische Krankenversicherung in der Schweiz übernimmt nur dann Kosten für Ernährungsberatung, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  1. Die Beratung erfolgt auf ärztliche Anordnung (d. h. Überweisung).
  2. Die beratende Person ist von der Krankenkasse anerkannt (z. B. SVDE-anerkannt oder mit ZSR-Nummer gelistet).
  3. Es besteht ein medizinischer Grund für die Beratung. Dazu zählen u. a.:
    • Diabetes mellitus (Typ 1 & Typ 2)
    • Adipositas (BMI über 30)
    • Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Binge-Eating)
    • Magen-Darm-Erkrankungen (z. B. Reizdarm, Zöliakie, chronische Gastritis)
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte)
    • Niereninsuffizienz oder Lebererkrankungen

Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, zahlt die Grundversicherung in der Regel 6 bis 12 Sitzungen pro Jahr – bei manchen Kassen sogar mehr, wenn die medizinische Notwendigkeit klar dokumentiert ist. Diese Beratungen unterliegen jedoch deiner Franchise und dem Selbstbehalt, das heisst: Du trägst einen Teil der Kosten selbst.

Achte darauf, dass die Überweisung klar formuliert ist. Dein Arzt oder deine Ärztin sollte explizit eine „Ernährungsberatung“ oder „diätetische Behandlung“ anordnen – idealerweise mit Diagnose. Nur so lassen sich Rückfragen und Abrechnungsprobleme vermeiden.

Zusatzversicherung (VVG)

Viele Krankenkassen bieten Zusatzversicherungen an, die auch nicht-ärztlich verordnete Ernährungsberatung (z. B. zur Prävention, für Sportler:innen oder zum gesunden Abnehmen) abdecken.

Die Leistungen unterscheiden sich deutlich. Einige Beispiele:

  • Helsana COMPLETA EXTRA: bis zu 75 CHF pro Sitzung, max. 300 CHF pro Jahr
  • CSS myFlex Balance: pauschal 200 CHF jährlich für anerkannte Gesundheitsleistungen
  • SWICA COMPLETA TOP: Beitrag an individuelle Gesundheitsförderung – auch Ernährungscoaching

Wichtig: Die Anbieter verlangen fast immer, dass die beratende Person eine anerkannte Ausbildung hat und/oder in einer offiziellen Liste der Versicherung geführt wird. Die Website deiner Krankenkasse oder ein Anruf beim Kundendienst helfen weiter.

Die Zusatzversicherung lohnt sich besonders für Personen, die regelmässig Gesundheitsdienstleistungen ausserhalb der klassischen Medizin in Anspruch nehmen möchten – etwa auch Massage, Osteopathie oder Präventionskurse.

Selbstzahler: Lohnt sich das?

Viele Menschen entscheiden sich bewusst dafür, die Beratung selbst zu zahlen – vor allem, wenn sie keine ärztliche Diagnose haben, eine hohe Franchise gewählt haben oder keine Zusatzversicherung abgeschlossen haben.

Der Vorteil: Du kannst frei entscheiden, mit wem, wann, wie lange und zu welchem Thema du arbeitest. Ob Abnehmen, Intervallfasten, vegetarische Familienküche oder Ernährung bei PMS – du bestimmst den Inhalt.

Viele selbstzahlende Klient:innen berichten, dass sie durch die eigene Investition stärker motiviert sind, die vereinbarten Schritte auch umzusetzen. Die finanzielle Beteiligung wird oft als positiver Antrieb erlebt.

Dennoch lohnt sich ein Preisvergleich: Die Spanne zwischen verschiedenen Anbietern ist teils erheblich. Scheue dich nicht, auch nach Probeangeboten, kostenlosen Erstgesprächen oder Preisstaffelungen zu fragen.

Was sollte alles im Preis enthalten sein?

Nicht jeder Preis sagt alles. Achte deshalb auf diese Punkte:

  • Ist das Erstgespräch kostenlos oder kostenpflichtig?
  • Gibt es eine schriftliche Auswertung deiner Ernährung (z. B. anhand eines Ernährungstagebuchs)?
  • Werden persönliche Pläne oder Wochenvorschläge erstellt?
  • Gibt es Kontakt zwischen den Terminen (Mail, App, WhatsApp)?
  • Sind Zusatzangebote wie Rezepte, Einkaufslisten oder Begleitung beim Einkauf enthalten?
  • Wie flexibel ist die Terminplanung (z. B. Abendtermine, Online-Alternativen)?

Ein Vergleich lohnt sich nicht nur beim Preis, sondern auch beim Gesamtpaket. Manchmal ist ein scheinbar teureres Angebot am Ende günstiger – weil du nachhaltigere Erfolge erzielst oder weniger Termine brauchst.

Beispiele aus der Praxis

Einige reale Beispiele aus der Schweiz zeigen die Bandbreite:

  • Zürich: Ernährungsberatung mit Krankenkassenanerkennung: Ersttermin 160 CHF, Folgegespräche 120 CHF (50 Min), inklusive Tagesplan und Protokollauswertung. Überweisung durch Hausarzt notwendig.
  • Luzern: Selbstzahlerpaket (3 Beratungen + 1 E-Mail-Support): 390 CHF pauschal. Flexible Themenwahl, keine Krankenkassenanerkennung.
  • Online-Beratung (schweizweit): 75 CHF pro Sitzung (40 Min), optionales 5er-Paket für 330 CHF. Schwerpunkt auf vegetarischer Alltagstauglichkeit, inklusive Rezeptideen.
  • Gruppenangebot in Basel: 6 Termine à 90 Minuten für 290 CHF, Themen wie emotionales Essen, Portionsgrössen, Achtsamkeit. Keine Kassenbeteiligung, aber hohe Nachfrage.

Wie finde ich eine faire und kompetente Beratung?

Nutze diese zwei Fragen als Leitlinie:

  • Was ist mir wichtiger: Krankenkassenbeteiligung oder Flexibilität?
  • Will ich eine tiefgehende medizinische Begleitung oder eher ein lebensnahes Coaching?

Erstelle dir eine persönliche Checkliste und kläre folgende Punkte:

  • Ist die Beratung SVDE-anerkannt oder durch eine Fachgesellschaft zertifiziert?
  • Werden meine persönlichen Anliegen ernst genommen?
  • Passt die Kommunikation? Fühle ich mich verstanden und respektiert?
  • Gibt es eine klare Honorarstruktur ohne versteckte Zusatzkosten?

Hilfreiche Adressen zur Suche:

  • www.svde-asdd.ch (Schweizer Verband der diplomierten Ernährungsberater:innen)
  • www.comparis.ch (Vergleich von Gesundheitsdienstleistungen)
  • www.doktor.ch (Gesundheitsratgeber & Suchplattform)
  • Empfehlungen vom Hausarzt, Fitnessstudio oder Freundeskreis

Bonus: Steuerlich absetzbar?

In manchen Kantonen können gesundheitsbezogene Ausgaben bei der Steuererklärung angegeben werden – z. B. wenn sie auf ärztliche Anordnung erfolgten. Dazu zählen auch die Fahrkosten zur Beratung oder spezielle Diätprodukte. Voraussetzung ist fast immer ein ärztliches Attest.

Manche Steuerämter erkennen auch nicht-ärztlich angeordnete Beratungen an, wenn sie nachweislich medizinischen Zielen dienen (z. B. Gewichtsreduktion bei Adipositas). Es lohnt sich, Belege aufzubewahren und im Zweifelsfall nachzufragen.

Fazit: Kosten ja – aber mit Mehrwert

Ernährungsberatung kostet Geld. Doch sie bringt auch Klarheit, Motivation und eine echte Chance auf nachhaltige Veränderung. Wer gut vergleicht, die Möglichkeiten der Krankenkasse nutzt und auf Qualität achtet, investiert sinnvoll in die eigene Gesundheit.

 

Die Investition zahlt sich nicht nur in Kilos oder Zahlen aus, sondern auch in Lebensqualität, Wohlbefinden und langfristiger Gesundheit. Denn am Ende geht es nicht nur ums Abnehmen, sondern um ein neues Lebensgefühl – ausgewogen, gesund und bewusst.

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