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Wie viele Menschen in der Schweiz sind von Adipositas betroffen?

Adipositas betrifft in der Schweiz Millionen – und die Zahl steigt weiter.

Die Schweiz gilt international als sportliches, gesundheitsbewusstes Land. Doch der Schein trügt: Auch hierzulande sind immer mehr Menschen von starkem Übergewicht betroffen. Adipositas – medizinisch definiert als krankhaftes Übergewicht – ist längst keine Ausnahme mehr, sondern eine stille Epidemie mit wachsender Tragweite. Die Auswirkungen reichen weit über das individuelle Wohlbefinden hinaus: Sie belasten das Gesundheitssystem, verkürzen Lebenserwartung und senken die Lebensqualität ganzer Bevölkerungsgruppen. Dieser Artikel wirft einen detaillierten Blick auf die aktuellen Zahlen, die Entwicklung in verschiedenen Altersgruppen, Regionen und sozialen Schichten – und beleuchtet, warum das Thema auch in der Schweiz ernster genommen werden muss.

Was bedeutet Adipositas genau?

Bevor wir uns den Zahlen zuwenden, ist eine klare Definition entscheidend: Als adipös gilt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO), wer einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder mehr aufweist. Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergrösse in Metern. Adipositas wird in drei Schweregrade unterteilt:

  • Grad I: BMI 30–34,9
  • Grad II: BMI 35–39,9
  • Grad III (morbide Adipositas): BMI ab 40

Diese Einteilung hilft, das gesundheitliche Risiko besser einzuschätzen. Denn mit zunehmendem BMI steigt die Wahrscheinlichkeit für Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme.

Die aktuelle Lage in der Schweiz

Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) lebten 2022 rund 11,1 % der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz mit Adipositas. Das bedeutet: Über 800.000 Erwachsene gelten nach medizinischen Kriterien als adipös. Rechnet man auch die rund 30 % mit Übergewicht (BMI 25–29,9) hinzu, ergibt sich eine alarmierende Gesamtrate: Mehr als 4 von 10 Erwachsenen in der Schweiz haben ein Gewicht, das aus gesundheitlicher Sicht problematisch ist.

 

Ein Blick auf die Entwicklung zeigt: Der Anteil adipöser Personen hat sich in den letzten 30 Jahren fast verdoppelt. Anfang der 1990er-Jahre lag er noch bei rund 5–6 %. Der Anstieg verläuft dabei nicht sprunghaft, sondern kontinuierlich – aber dafür umso schwerer aufzuhalten.

Männer, Frauen, Kinder: Wer ist wie stark betroffen?

Die Verteilung von Adipositas unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. Statistiken des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und der Schweizerischen Gesundheitsbefragung zeigen:

  • Männer sind häufiger übergewichtig, Frauen hingegen haben im Vergleich etwas höhere Raten bei Adipositas Grad II und III.
  • In der Altersgruppe 45–74 Jahre sind die höchsten Raten zu finden.
  • Bei den über 75-Jährigen nimmt die Häufigkeit wieder leicht ab, was auch mit altersbedingtem Muskelabbau zusammenhängt.

Besonders besorgniserregend ist jedoch die Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Laut dem KIDS-Studienbericht 2020 (Kindheitsübergewicht in der Schweiz) weisen:

  • 15–20 % der 6–12-Jährigen Übergewicht auf,
  • davon gelten rund 5–8 % als adipös.

Gerade in städtischen Gebieten mit hohem Migrationsanteil oder sozioökonomischen Herausforderungen ist Adipositas bei Kindern ein wachsendes Problem.

Regionale Unterschiede innerhalb der Schweiz

Auch innerhalb der Landesgrenzen zeigen sich teils deutliche Unterschiede. Tendenziell gilt:

  • Tessin, Jura, Neuenburg und Wallis melden überdurchschnittlich viele adipöse Erwachsene.
  • In städtischen Kantonen wie Zürich, Genf oder Basel-Stadt sind die Werte etwas tiefer – was mit einem generell aktiveren Lebensstil, besserem Zugang zu gesundem Essen und höherem Bildungsniveau zusammenhängen kann.

In ländlichen Regionen, wo das Auto oft unverzichtbar ist und Bewegungsmöglichkeiten im Alltag eingeschränkter sind, liegt die Adipositasrate in der Regel höher. Auch die Verfügbarkeit und Preisgestaltung gesunder Lebensmittel spielt regional eine Rolle.

Adipositas und Bildung: Ein sozialer Zusammenhang

In der Schweiz – wie in vielen anderen Ländern – besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Körpergewicht:

  • Personen mit tiefem Bildungsstand (maximal obligatorische Schulbildung) haben mehr als doppelt so häufig Adipositas wie Personen mit Hochschulabschluss.
  • Der Einfluss ist bei Frauen noch stärker ausgeprägt als bei Männern.

Diese Korrelation hat mehrere Ursachen: finanzielle Ressourcen, Gesundheitskompetenz, Alltagsstress, geringere Freizeitmöglichkeiten – und eine oft geringere Sensibilisierung für Ernährung und Bewegung.

Wie verlässlich sind die Zahlen?

Ein Grossteil der verfügbaren Daten basiert auf Selbstauskünften, etwa aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung. Dabei geben Teilnehmende ihre Grösse und ihr Gewicht selbst an. Studien zeigen jedoch, dass Menschen dazu tendieren, ihr Gewicht zu unterschätzen und ihre Grösse zu überschätzen – was den BMI nach unten verzerrt.

Das bedeutet: Die tatsächliche Adipositasrate könnte deutlich höher liegen als offiziell gemeldet. Messungen im Rahmen von Pilotprojekten und Schuluntersuchungen bestätigen diesen Verdacht.

Internationale Vergleiche: Wo steht die Schweiz?

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern steht die Schweiz noch relativ gut da – aber der Abstand schrumpft. Zum Vergleich:

  • Schweiz: 11,1 % (Erwachsene mit Adipositas)
  • Deutschland: rund 19 %
  • USA: über 40 %
  • Italien: rund 10 %
  • Frankreich: etwa 17 %

Die Schweiz nähert sich also Ländern wie Frankreich oder Deutschland an – während sie früher deutlich bessere Werte aufwies. Wenn die Entwicklung anhält, wird die Schweiz in wenigen Jahren ähnliche Adipositasquoten wie Deutschland erreichen.

Folgen für das Gesundheitssystem

Adipositas ist nicht nur eine individuelle Gesundheitsfrage, sondern eine erhebliche wirtschaftliche Belastung. Laut Schätzungen von Gesundheitsökonomen verursacht Adipositas in der Schweiz jährlich Kosten in Milliardenhöhe – direkt durch Behandlungen, Medikamente, Operationen und indirekt durch Arbeitsausfälle, Frühpensionierungen und Produktivitätsverluste.

Konkrete Zahlen:

  • Direkte Kosten (z. B. Behandlung von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen): ca. 2–3 Milliarden CHF/Jahr
  • Indirekte Kosten (z. B. Krankheitsbedingte Ausfälle): geschätzt bis zu 5 Milliarden CHF/Jahr

Je früher Betroffene begleitet werden, desto geringer sind die Folgekosten – für die Gesellschaft und für jede einzelne Person.

Warum steigt die Zahl der Betroffenen?

Verschiedene Entwicklungen tragen zur Zunahme bei:

  • Bewegungsmangel im Alltag: Büroarbeit, E-Bikes, Aufzüge, Streaming statt Spazieren
  • Veränderte Ernährungsgewohnheiten: Snacks, Take-away, hochverarbeitete Lebensmittel
  • Psychische Belastung: Stress, Schlafmangel, emotionale Essmuster
  • Günstige Kalorien, teure Vitamine: Ungesunde Nahrung ist oft billiger und leichter verfügbar als frisches Gemüse oder hochwertige Eiweissquellen

Diese Einflüsse wirken in der Schweiz nicht anders als in anderen westlichen Industrienationen – nur waren sie bislang weniger ausgeprägt. Doch auch hier greifen globale Trends zunehmend in die Alltagsstruktur ein.

Gibt es Hoffnung auf Umkehr?

Ja – aber sie braucht Mut, Klarheit und gemeinsame Anstrengung. Viele Fachpersonen fordern seit Jahren eine nationale Strategie zur Prävention und Behandlung von Adipositas. Erste Programme in Schulen, Gemeinden und Krankenkassen zeigen Wirkung, doch es braucht mehr:

  • Bessere Gesundheitsbildung bereits in der Volksschule
  • Zugang zu Bewegung und gesunder Ernährung für alle Bevölkerungsschichten
  • Sensibilisierung von Ärzten und Fachpersonal, um Betroffene nicht zu stigmatisieren
  • Krankenkassenmodelle, die präventive Massnahmen aktiv fördern und belohnen
  • Langfristige politische Strategien, die Ernährung, Bildung und Stadtplanung vernetzen

Fazit: Die Zahlen sind hoch – aber nicht hoffnungslos

Über 800.000 Menschen in der Schweiz leben mit Adipositas – Tendenz steigend. Doch diese Zahl ist kein Schicksal, sondern ein Weckruf. Wer die Zusammenhänge versteht, erkennt, wie dringend das Thema angegangen werden muss: auf individueller, medizinischer, politischer und gesellschaftlicher Ebene.

 

Die gute Nachricht: Es gibt längst bewährte Ansätze – wir müssen sie nur endlich flächendeckend umsetzen.

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