Gesund abnehmen in der Schweiz

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Warum Schweizer:innen oft zu streng mit sich selbst sind

Selbstdisziplin ist gut – doch wenn sie zur Selbstkritik wird, blockiert sie viele beim gesunden Abnehmen.

Wer in der Schweiz lebt, kennt es: Der Anspruch, alles korrekt zu machen. Nicht zu übertreiben, sich aber auch nicht gehen zu lassen. Verantwortung für sich zu übernehmen, aber bitte leise und bescheiden. Diese Mentalität zieht sich durch viele Lebensbereiche – auch beim Thema Abnehmen. Was auf den ersten Blick nach positiver Selbstkontrolle klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen häufig als mentale Bremse. Denn viele Schweizer:innen sind nicht nur ehrgeizig – sie sind auch viel zu streng mit sich selbst.

Der hohe Anspruch: Immer korrekt, immer richtig

Schon von klein auf wird in der Schweiz grosser Wert auf Ordnung, Zuverlässigkeit und Anstand gelegt. „Mach es richtig oder gar nicht“ ist ein stilles Motto, das viele mit sich tragen. Diese Haltung führt dazu, dass man sich kaum erlaubt, Fehler zu machen oder unperfekt zu sein. Beim Abnehmen bedeutet das: Der kleinste Ausrutscher wird als Scheitern empfunden.

 

Viele führen penible Ernährungstagebücher, wägen ihr Essen grammgenau ab, kontrollieren jede Kalorie. Das ist an sich nicht falsch – doch die Haltung dahinter macht den Unterschied. Wer ständig in Angst lebt, nicht zu genügen, lebt im inneren Druck. Und dieser Druck wird schnell zur Blockade.

Die Angst vor dem eigenen Versagen

Ein verbreitetes Denkmuster lautet: „Wenn ich etwas beginne, muss ich es auch perfekt durchziehen.“ Dieser hohe Anspruch führt dazu, dass viele gar nicht erst anfangen. Oder aber sie starten mit grosser Motivation, häufen sich strenge Regeln auf, halten ein paar Tage durch – und brechen dann zusammen.

Besonders fatal: Ein einziger „Fehltritt“ wird zum Anlass genommen, alles hinzuwerfen. „Ich hab heute ein Stück Kuchen gegessen, jetzt ist eh alles egal.“ Diese Alles-oder-nichts-Mentalität ist tief verankert und hat viel mit dem inneren Kritiker zu tun, der in vielen Schweizer:innen sehr laut ist.

Der innere Kritiker: „Du musst mehr leisten“

Diese innere Stimme, die sagt: „Reiss dich zusammen!“ oder „Du hast schon wieder versagt!“, ist für viele ein ständiger Begleiter. Sie ist laut, streng und selten liebevoll. Oft wurde sie in der Kindheit übernommen – von Eltern, Lehrpersonen oder dem gesellschaftlichen Umfeld. Sie war vielleicht einmal hilfreich, um zu funktionieren. Doch beim Abnehmen ist sie hinderlich.

Denn wer sich ständig kritisiert, lebt in einem Klima der Ablehnung. Man glaubt, sich nur dann selbst akzeptieren zu dürfen, wenn man „es geschafft“ hat. Doch wahre Veränderung entsteht nicht aus Strafe, sondern aus Selbstmitgefühl. Wer sich nicht verzeihen kann, bleibt in einem ewigen Kampf mit sich selbst.

Die Rolle der schweizerischen Kultur

In der Schweiz ist es üblich, sich selbst nicht in den Vordergrund zu stellen. Erfolge werden klein geredet, Probleme lieber für sich behalten. „Man jammert nicht“ und „Das gehört sich nicht“ sind ungeschriebene Regeln. Das führt dazu, dass viele ihre inneren Kämpfe still austragen.

Beim Abnehmen kann das bedeuten: Man leidet leise. Man stellt hohe Anforderungen an sich, aber spricht nicht darüber. Man scheitert, aber holt sich keine Hilfe. Nach aussen wirkt alles kontrolliert, doch innerlich herrscht Chaos. Diese Diskrepanz kann krank machen.

Strenge Regeln führen zu Rebellion

Interessanterweise führt übertriebene Strenge oft genau zum Gegenteil dessen, was man erreichen will. Wer sich zu viele Verbote auferlegt, erlebt Heisshunger. Wer sich keine Pausen erlaubt, wird übermüdet. Wer keine Rücksicht auf sich nimmt, bricht irgendwann zusammen.

Der eigene Körper rebelliert gegen den inneren Zwang. Das Ergebnis: Fressattacken, Frustessen, Antriebslosigkeit. Danach folgt der nächste Schub Selbstkritik – und der Teufelskreis beginnt von vorn. Nur wer diesen Kreislauf durchbricht, findet zu einem gesunden Umgang mit sich selbst.

Selbstdisziplin vs. Selbstfürsorge

In der Schweiz wird Disziplin hoch geschätzt. Sie ist Teil der Arbeitsmoral, des Schulwesens, des sozialen Lebens. Doch Disziplin allein führt nicht zum Ziel. Es braucht das Gleichgewicht zur Selbstfürsorge.

Selbstfürsorge bedeutet, eigene Grenzen zu achten, auf Signale des Körpers zu hören, sich Fehler zu verzeihen. Es bedeutet, sich nicht erst zu lieben, wenn man ein Ziel erreicht hat – sondern schon auf dem Weg dorthin. Diese Haltung ist vielen fremd, doch sie ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg.

Warum Strenge keine Motivation ist

Viele glauben, sie müssten sich „in den Hintern treten“, um durchzuhalten. Doch Studien zeigen: Harte Selbstkritik führt selten zu besseren Ergebnissen. Im Gegenteil: Sie lähmt, macht mutlos und erhöht das Risiko für Rückfälle.

Wer sich hingegen mitfühlend begegnet, bleibt länger dran. Wer versteht, dass Rückschläge zum Prozess gehören, bleibt handlungsfähig. Motivation entsteht nicht durch Angst, sondern durch die Aussicht auf positive Veränderung. Nicht Druck, sondern Zuversicht treibt uns wirklich an.

Der Perfektionismus als Falle

Perfektionismus ist weit verbreitet – besonders in wohlhabenden, leistungsorientierten Gesellschaften wie der Schweiz. „Ich muss alles richtig machen“ wird zur Maxime. Doch perfekt ist nie genug. Es gibt immer noch etwas zu optimieren, zu verbessern, zu disziplinieren.

Beim Abnehmen bedeutet das: Der Körper wird nie gut genug sein. Der Erfolg nie ausreichend. Die Leistung nie genug. Dieser permanente Mangelblick raubt Energie. Erst wenn man sich erlaubt, gut genug zu sein – auch mit Ecken und Kanten – entsteht Leichtigkeit.

Was helfen kann: Vom Leistungsdruck zur Lebensfreude

Abnehmen muss sich nicht wie ein Kampf anfühlen. Es darf sich leicht, freudvoll und stärkend entfalten. Dafür braucht es eine bewusste Abkehr vom inneren Antreiber hin zum inneren Verbündeten.

  • Statt sich für Fehler zu verurteilen, kann man sie als Lernschritte sehen.
  • Statt alles perfekt machen zu wollen, darf man sich erlauben, einfach anzufangen.

Diese Haltung verändert alles. Sie schafft Raum für Entwicklung, statt Druck für Leistung. Und genau das braucht nachhaltige Veränderung.

Selbstmitgefühl trainieren: Ein neuer Umgang mit sich selbst

Selbstmitgefühl ist keine Schwäche, sondern eine Kraftquelle. Es bedeutet, sich selbst so zu behandeln, wie man einen guten Freund behandeln würde: mit Verständnis, Geduld und Respekt.

In der Praxis heisst das:

  • Sich selbst liebevoll zurückholen, wenn man sich verliert.
  • Den inneren Dialog beobachten und bewusst mildern.
  • Sich erlauben, Pausen zu machen, ohne schlechtes Gewissen.

Diese kleinen Schritte haben grosse Wirkung. Sie ändern nicht nur das Verhalten, sondern auch das Gefühl für sich selbst.

Der Mut, menschlich zu sein

Viele Schweizer:innen wollen es „richtig“ machen. Doch das Leben ist nicht perfekt. Es ist chaotisch, wechselhaft, unberechenbar. Wer lernt, mit dieser Unvollkommenheit liebevoll umzugehen, findet Frieden.

Abnehmen ist kein Projekt, das man „erledigt“. Es ist ein Prozess des Lernens, Entdeckens, Sich-wieder-Findens. Wer sich erlaubt, dabei Mensch zu sein, statt Maschine, entdeckt eine neue Freiheit: Die Freiheit, mit sich im Reinen zu sein.

Fazit: Freundlichkeit statt Strenge

Die Strenge vieler Schweizer:innen ist kein Fehler – sie ist Ausdruck von Gewissenhaftigkeit, Pflichtbewusstsein und innerem Antrieb. Doch wenn sie überhandnimmt, wird sie zur Belastung.

 

Gesundes Abnehmen braucht eine neue Haltung: weniger Druck, mehr Vertrauen. Weniger Kontrolle, mehr Verbindung zum eigenen Körper. Und vor allem: weniger Strenge, mehr Freundlichkeit. Wer sich selbst mit Nachsicht begegnet, geht nicht nur leichter durchs Leben – sondern auch nachhaltiger durch den Abnehmprozess.

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